Isabel Allende - Das Geisterhaus
Ein richtiger Schmöker ist diese Familiengeschichte über drei Generationen in Chile, beginnend ganz am Anfang des 20. Jahrhunderts und endend in der Militärdiktatur der 1970er Jahre. Dadurch besteht die Handlung aus vielen Einzelgeschichten, die sich aber wunderbar zu einem Ganzen zusammenfügen. Esteban Trueba lebt das ganze Buch über – als junger Mann will er eine Tochter der Familie del Valle heiraten, die jedoch stirbt. Mehrere Jahre später heiratet er stattdessen die jüngste Tochter der Familie, Clara, die in Kontakt mit Geistern steht und Gegenstände nur mit ihrem Willen bewegen kann. Esteban ist arm aufgewachsen, wird aber durch Fleiß reich und dann als Senator auch politisch einflussreich. Sein Problem ist sein Jähzorn und die Tatsache, dass er sich nicht mit den veränderten Zeiten arrangieren kann. Clara lebt wie in einer anderen Welt, ist ungeeignet für profane Dinge wie den Haushalt, aber sehr kommunikativ, so dass das Haus stets gefüllt mir Gästen ist. Ihre Tochter Blanca liebt den Sohn des Verwalters (Pedro Tercero Garcia) auf dem Hof ihres Vaters, was ihr das Leben sehr schwer macht, da dieser natürlich bei ihrem Vater verhasst ist – nicht nur, weil er ein einfacher Bauernsohn ist, sondern auch, weil er massiv für kommunistische Ideen eintritt. Die beiden bekommen jedoch eine Tochter, Alba, die als junge Frau ebenfalls mit einem Revolutionär liiert ist, dem Bruder einer Freundin ihres Onkels. Denn Blanca hat zwei Brüder, Zwillinge, die sehr unterschiedlich sind, beide aber auf ihre Weise exzentrisch.
Das ist - grob gesagt - das Äußere der Geschichte, jedoch wird auch die politische Entwicklung des Landes von der konservativen Demokratie über eine kurze sozialistische Periode hin zur Militärdiktatur anschaulich nachgezeichnet. Alle Erzählstränge sind so schön miteinander verwoben, dass das Lesen große Freude bereitet und man die rund 500 Seiten recht schnell durch hat.
13.10.2011