Pearl S. Buck - Das Mädchen Orchidee
Die Geschichte einer Frau mit dem Willen zur Macht, wobei die Geschichte auf einer realen Person beruht, die in der zweiten Hälfte des 19. Jhdts. in China lebte. Das Mädchen Orchidee, aus anständigem, aber nicht reichem Hause stammend, wird Konkubine und dann zweite (gleichwertige) Frau des chinesischen Kaisers, weil sie ihm einen Sohn schenkt, was der ersten Frau (die auch noch ihre Cousine ist) nicht gelang. Nach dem Tod des Kaisers übernimmt sie die Regierung, bis ihr Sohn erwachsen ist, er ist ihr nicht stark genug und er stirbt, wie auch noch einige andere, die Tsu Hsi als Kaisernachfolger auswählt, dann aber sterben. Auch die erste Ehefrau wird mit der Zeit ausgeschaltet. Es wird ihr Weg zur Macht, die ab- und zunimmt, dargestellt, mit allen Intrigen am Hof, den Problemen im Land und mit den Ausländern bis hin zu Kriegen. Sie ist erzkonservativ und läßt nur dann Neuerungen zu, wenn sie schließlich unvermeidbar sind. Am Anfang wirkt sie auf mich sehr sympathisch, mit einem bewundernswerten Durchsetzungswillen, aber nach und nach verliert sie den Bezug zur Realität, wird teilweise zur willkürlichen Herrscherin, grausam und streng, wenn nötig aber auch wieder großzügig und gütig. Auch gibt sie sehr viel Geld für ihre persönlichen Wünsche aus, womit sie dem Land, das das Geld eben nicht übrig hat, schadet. Es werden aber auch ihre inneren Gefühle beschrieben, ihre große Einsamkeit, die sie ihr Leben lang verfolgt. Denn sie hat ihrem versprochenen Ehemann Jung Lu entsagt, um Konkubine zu werden und auf diese Weise an die Macht zu gelangen. Die Beziehung zu Jung Lu (der dann auch am Hof lebt) durchzieht ihr ganzes Leben, er ist ihr heimlicher Ratgeber, auch wenn sie ihn gelegentlich in Ungnaden entläßt, wenn er unerwünschte Aussagen machte.
Ein schönes Buch über das alte China, das nicht modern werden will, und die Konfrontation mit dem Westen.
10.08.2004