Jonathan Coe - Nummer 11
Das Buch sprang mich im Laden an, ich hatte zuvor nicht davon gehört. Ich bin recht zwiegespalten: Einerseits ist das Buch spannend, ich habe es kaum aus der Hand gelegt und gern schnell durchgelesen, andererseits haben mir einige Dinge an dem Buch auch nicht gepasst.
Das Buch spielt im Großbritannien der letzten Jahre und greift aktuelle gesellschaftliche Themen auf, insbesondere die Sparmaßnahmen der Regierung, die die einfachen Bürger traf, nachdem die Banken in der Bankenkrise 2009 gerettet worden waren. Dies gelingt aber nur teilweise auf eine ansprechende Weise, an einigen Stellen wirkt es sehr gewollt. Um das Thema „Menschenhandel und sklavenähnliche Arbeitsverhältnisse“ hineinzubringen, taucht sogar ein chinesischer Arbeiter für einige Seiten auf – später wird dieser Teil der Geschichte aber nicht wieder aufgenommen. Noch mehr gestört haben mich die Nennungen von Firmen und Marken (iPhone 6, Facebook, Snapchat, Primark u.ä. kommen alle drin vor), das wirkt sehr wie Werbung.
Aber nun zur Handlung: Zwei Mädchen verbringen eher zufällig gemeinsame Ferien bei den Großeltern der einen und werden durch eine aufregende Geschichte Freundinnen. Aus dem Leben der beiden, als sie dann junge Erwachsene sind, wird dann weiter berichtet. Alison wird brotlose Künstlerin, Rachel studiert in Oxford und arbeitet dann als Privatlehrerin für eine superreiche Familie. Deren Reichtum und ihr abgehobenes Leben wir ausgiebig illustriert und mit Rachels Geldknappheit kontrastiert. Die fast berührungslosen Parallelwelten von Arm und Reich in England (die gibt es aber auch in anderen Ländern) werden gut dargestellt, aber natürlich auch überzeichnet.
Zum Ende hin wird das Buch etwas fantastisch, da will ich nichts genaues verraten, aber ich fand das Ende nicht ganz überzeugend. Viele Szenen sind wirklich anschaulich und interessant geschrieben und das ganze Buch liest sich gut, so dass es mir insgesamt gefallen hat, nur eben mit den oben genannten Abstrichen.
7. Januar 2018