Jeffrey Eugenides - Middlesex
Eine inzestuöse Familiengeschichte, beginnend in der Türkei in den Zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts, als die Türken die Griechen vertreiben. Desdemona und Lefty fliehen nach Amerika, obwohl sie Geschwister sind, lieben sie sich und heiraten; es erfährt ja niemand und sie beginnen ein neues Leben. Lefty arbeitet zunächst bei Ford, aber dann beginnt die Familien Stephanides über drei Generationen, mit Gaststätten und später Schnellimbissen ihr Geld zu verdienen und der Sohn Milton gelangt auch zu Reichtum. Das Viertel, in dem sie wohnen, wie auch das, in dem das erste Restaurant ist, wird sozial schlechter und eines Tages schaffen sie es, in eine gute Gegend zu ziehen, in den Middlesex Boulevard. Inzwischen ist Milton mit seiner Cousine Tessie verheiratet und die ganze Geschichte wird vom jüngeren Kind Calliope erzählt. Calliope ist aber wegen einer Genmutation ein männlicher Pseudo-Hermaphrodit, was in der prüden Familien keiner bemerkt und Calliope auch erst in der Pubertät wahrnimmt. Ihre Suche danach weiblich zu sein, aber dann auch ihre Liebe zu einem Mädchen verwirren sie. Bei einem Unfall werden im Krankenhaus ihre nicht eindeutigen Geschlechtsmerkmale „entdeckt“ und sie fährt mit ihren Eltern nach New York zu einem berühmten Arzt. Er meint zu entdecken, daß ihre weibliche Erziehung die männlichen Gene überdeckt und will sie zur Frau umoperieren. Calliope aber liest die Krankenakte, bekommt Angst und reißt aus (mit 14 Jahren), weil ihr plötzlich bewußt wird, daß sie dem Arzt wie auch sich immer nur vorgetäuscht hat, ein Mädchen zu sein, aber doch eigentlich ein Junge ist. Sie flieht nach San Francisco, lernt dort viel über Homo-, Trans- und Intersexuelle und kehrt letztlich doch nach einigen Monaten zurück nach Hause.
Die Geschichte wird rückblickend von (dem Mann) Cal erzählt zwanzig Jahre später. In den eingestreuten Szenen aus dem aktuellen Leben – in Berlin im neuen Jahrtausend – merkt man, wie er noch immer damit kämpft, zwischen den Geschlechtern zu leben, und er sucht eine Beziehung, die er am Ende findet.
Das Buch ist spannend und unterhaltsam, auch die Weltgeschichte, soweit sie Einfluß auf die Familie nimmt, wird aufgegriffen, so daß das Buch realistisch wirkt. Trotz der 700 Seiten zu empfehlen.
16. Mai 2005