Das Gilgamesch-Epos
Dieses Epos ist wohl das älteste der Welt und handelt von dem König der Stadt Uruk, zwischen Euphrat und Tigris gelegen. Er dürfte um 2500 v.Chr. gelebt haben und seine Geschichten wurden in verschiedenen Sprachen und an mehreren Orten überliefert (diese Information stammt aus Kindlers Literatur Lexikon). Daher gibt es verschiedene Überlieferungen, die zusammenhängendste erhaltene ist die aus Ninive, die es als Insel-Band gibt. Gilgamesch ist unglaublich stark und mächtig, zu zwei Dritteln Gott und zu einem Drittel Mensch, weswegen er sterblich ist. Weil er die Menschen in Uruk zu streng regiert, wollen ihm die Götter als Ablenkung einen Gefährten geben. Enkidu ist ein Kind der Steppe und ein Jäger zivilisiert ihn mit Hilfe einer schönen Frau. Als er Gilgamesch begegnet, kämpfen sie gegeneinander, aber als keiner gewinnt, weil sie gleichstark sind, werden sie Freund. Sie erleben allerhand Abenteuer, zum Beispiel töten sie den furchtbaren Herrscher des heiligen Zedernwaldes und den gewaltigen Himmelsstier, den Ischtar (die Götten der Liebe) auf die Erde schickt, als Gilgamesch sich weigert, sie zu heiraten. Enkidu stirbt nach dem Willen der Götter, weil sie einer Zeder im Wald gefällt haben. Gilgamesch leidet und klagt sehr und macht sich auf den Weg, das ewige Leben zu finden, weil er nicht sterben will. Er erinnert sich an Utnapischtim, der in früheren Zeiten die Sintflut überlebt und seitdem unsterblich ist. Der weg dorthin ist unglaublich beschwerlich, führt an Skorpionmenschen vorbei und durch finstere Täler und mit dem Boot über einen See. Als er endlich angekommen ist, fragt Gilgamesch den Utnapischtim, wie er unsterblich werden kann. Der erklärt aber, daß alle Menschen sterben müssen und berichtet von seiner Ausnahme. An dieser Stelle des Epos tritt die Sintflutgeschichte mit Arche wie in der Bibel auf. Unverrichteterdinge kehrt Gilgamesch zurück und versucht, in die Unterwelt zu gelangen, um Enkidu zurückzuholen. Tatsächlich bekommt er den Schatten des Enkidu zu sehen, der ihm aber auch nicht sagen kann, wie man unsterblich wird. Und so stirbt dann auch Gilgamesch, als er nach Hause kommt.
Thomas Mann bezieht sich an manchen Stellen des Joseph-Romans auf diese urzeitliche Geschichte, wodurch ich auf darauf aufmerksam geworden bin. Da Teile fehlen, wird nicht immer klar, was einzelne Erlebnisse zu bedeuten haben, was es zum Beispiel mit der Zeder auf sich hat, die sie nicht hätten fällen dürfen. Die Geschichten sind kurz und vor allem deshalb so erstaunlich, weil sie schon weit über 4000 Jahre alt sind. Warum sie nur wenig bekannt sind, weiß ich nicht.
6. Januar 2007