Johann Wolfgang von Goethe - Faust 2
Ich hab's geschafft! Dank Ulrich Gaiers „Kommentar zu Goethes Faust“ bin ich durch dieses wirklich schwere Werk durchgekommen. Ohne den Kommentar hätte ich es weggelegt, weil mir zu viel klassische Bildung fehlt. Weil ich nicht behaupten kann, das Buch ganz verstanden zu haben, wage ich mich hier nicht an eine tiefgehende Interpretation. Aber ich versuche mich an einer Zusammenfassung, die vielleicht die Erinnerung an die Akte erleichtert:
Die fünf Akte stellen fünf Versuche Fausts dar, gott-ähnlich zu werden. Im ersten Akt, beim Kaiser, erfüllt er diesem mit Mephistos Hilfe alle Wünsche, sogar ein Ebenbild, eine Lichtgestalt, von Paris und Helena lässt er auf der Bühne erscheinen. Leider verliebt er sich dabei unsterblich in Helena und fällt ins Koma, als er ihr Bild berührt. Im zweiten Akt soll Faust in der klassischen Walpurgisnacht von dieser Liebe geheilt werden. Diese Walpurgisnacht spielt auf der Peloponnes und wurde von Goethe erfunden. Germanische Hexen treffen auf Figuren der antiken Mythologie. Neben Mephisto ist auch noch der von Wagner (in Faust I Fausts Schüler) geschaffene Homunculus dabei, der einen menschlichen Körper erhalten will, um aus seinem Reagenzglas herauszukommen. Im dritten Akt ist Faust mit Helena verheiratet und ziemlich traumhaft ist dieser Akt eine Reise von der Antike (Menelaos Palast) über das Mittelalter ins 18. Jahrhundert. Am Ende entschwindet Helena in einer Wolke und Mephisto ist froh, dass sie weg ist, weil dadurch seine Wetter mit Faust nicht mehr vorankam.
Im vierten Akt ist Krieg (dieser kann als Kampf Karl IV gegen Günther von Schwarzburg oder Franz II gegen Napoleon verstanden werden) und der Kaiser gewinnt mit Mephistos Hilfe, während sich die Soldaten des Gegenkaisers wundern, warum sie verloren haben, obwohl sie doch eigentlich die ganze Zeit stärker waren. Als Dank bekommt Faust nun dem Meer abgetrotztes neues Land im fünften Akt. Dort herrscht Faust ziemlich rücksichtslos. Er hat aber nicht damit gerechnet, wie schwierig sein Streben nach echter Macht wird, wenn er körperlich gebrechlicher wird. Die Sorge lässt ihn erblinden und er verdreht immer mehr sein leben und sein Streben, bis er im Konjunktiv die Aussage der Wetter mit Mephisto sagt „Augenblick, verweile doch, du bist so schön“. Er stirbt und Mephisto fühlt sich als Sieger, jedoch lenken ihn die Engel ab, um Fausts Seele zu retten.
Auch wenn sich das Stück schwer lesen lässt, wird es sprachlich doch auch immer wieder sehr schön. Ein paar Beispiele:
„Heute sind die Narren los: / Liebchen, öffne deinen Schoß! / Bleibt wohl einer hangen.“
„Müsst Euer Glück nicht auf die Jüngste setzen. Die Angejahrten wissen Euch zu schätzen.“
„Was Rat! Hat Rat bei Menschen je gegolten? / Ein kluges Wort erstarrt im harten Ohr. / Sooft auch Tat sich grimmig selbst gescholten, / Bleibt doch das Volk selbstwillig wie zuvor.“
„Proteus: Du bist ein wahrer Jungfernsohn: / Eh du sein solltest, bist du schon! / Thales: Auch scheint es mir von andrer Seite kritisch: / Er ist, mich dünkt, hermaphroditisch.“
„Da ist für mich nichts neues zu erfahren, / Das kenn ich schon seit hunderttausend Jahren!“
„Wenn einer mir ins Auge sieht, / werd ich ihm mit der Faust gleich in die Fresse fahren, / und eine Memme, wenn sie flieht, / fass ich bei ihren letzten Haaren.“
„Die Plumpen schlagen Rad auf Rad / und stürzen ärschlings in die Hölle.“
14.11.2010