Almudena Grandes - Das gefrorene Herz
Dieser dicke Schmöker ist eine Familiengeschichte über mehrere Generationen und spielt in Spanien vom Bürgerkrieg bis heute. Der Teil der Geschichte, der heute spielt, ist eine Liebesgeschichte zwischen einem Physiker, Alvaro Carrión Otero, und einer Bankerin, Raquel Fernandez Perea. Die Familien der beiden sind aber miteinander verwandt und schicksalhaft verbunden. Während die eine Familie stets auf Seiten der Republikaner/Kommunisten stand, kämpfte der Vater der anderen für die Falangisten und in der Blauen Division auf Hitlers Seite in Russland. Den Reichtum der Familie Fernandez ergaunert sich Julio Carrión in den 1940er Jahren und baut darauf mit viel Geschick ein Firmenimperium auf. Weder Alvaro noch Raquel kennen die ganzen Geschichten, erfahren aber im Laufe des Romans nach und nach die Abgründe ihrer Vorfahren. Die Liebesgeschichte wird dadurch natürlich kompliziert.
Aber wie so oft – die meisten der auftretenden Charaktere sind nicht nur gut oder böse, sondern beides. Die Geschichte wird mit vielen Zeitsprüngen nach und nach aufgerollt, wobei ein Stammbaum vorne im Buch dabei hilft, den Überblick über die Personen zu behalten. An manchen Stellen war ich mir dennoch nicht mehr sicher, ob ich den roten Faden behalten hatte, aber die Erzählstränge werden dann doch recht schlüssig zusammengeführt. Ich habe eine Menge über das Spanien des Bürgerkriegs und der Franco-Zeit gelernt und die Zerrissenheit der Exilspanier in Frankreich. Da verrät eine Frau den Mann ihrer Cousine an die Gegner, woraufhin er hingerichtet wird, da wird die Tatsache, dass die eigene (Groß-)Mutter zur anderen Seite gehörte, den Nachkommen verschwiegen, oder der Lieblingssohn des Vaters hält sich für das schwarze Schaf der Familie.
Die Geschichte ist spannend, aber manche Teile haben mir nicht so gut gefallen: Die Liebesgeschichte ist mir zu emotionsgeladen und zu „bett-betont“. Vielleicht bin ich zu rational veranlagt, aber Liebesgeschichten, bei denen alle Vernunft über Bord geworfen wird und über Monate hinweg nichts wichtiger ist, als ins Bett zu gehen und vorhandene Partnerschaften gar nicht erst versucht gerettet zu werden, liegen mir nicht so. Auch das Ende, an dem Alvaro seine Familie mit der Geschichte des Vater konfrontiert, um mit sich selbst ins Reine zu kommen, finde ich nicht ganz so gelungen. Der Roman bietet durch seine Länge aber genug Inhalt, um mir insgesamt gut zu gefallen.
26. März 2014