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Ernst Hackl - Abschied von Sidonie

Ein Schicksal aus dem Dritten Reich, wie es sie hundertfach gegeben haben mag, aber jedes ist individuell und diese traurige, schöne Geschichte hier wurde ergreifend geschrieben.

Sidonie Adlersburg ist ein ausgesetztes Zigeunerkind, das in einer liebevollen Pflegefamilie aufwächst. Der Pflegevater ist Sozialist und – wenn es gerade nicht erlaubt ist – auch im Untergrund für seine Überzeugungen tätig. Er wird verhaftet und wieder freigelassen und seine Frau schlägt sich wacker mit dem eigenen und zwei Pflegekindern in schwierigen Zeiten. Sidonie mit ihren schwarzen Haaren fällt auf, ist aber liebenswürdig und wird akzeptiert. Im Krieg dann kommt die Bestimmung, sie ihren echten Eltern wieder zuzuführen und die Frau vom Jugendamt holt sich vom Lehrer, dem Bürgermeister und anderen die Bestätigung, daß es besser wäre, sie zu ihrer echten Mutter zu bringen. Die Pflegefamilie kämpft, kann aber nichts ausrichten. So nehmen sie schließlich Abschied von Sidonie, die zu ihrer Zigeunersippe geführt wird, nur um dann mit dieser nach Auschwitz deportiert zu werden. Es wird gezeigt, zu welchen Höhen und Tiefen die Menschen fähig sind. Auch nach dem Krieg wird im Dorf geschwiegen, dem Pflegevater gelingt es nicht einmal, eine Gedenktafel zu errichten, weil die Menschen lieber vergessen wollen.

Ganz am Ende wird erwähnt, daß es auch Personen gab, die Glück hatten, weil die Bevölkerung mehr Courage besaß und ein Pflegekind bei sich behalten wollte, so daß es einem grauenvollen Schicksal entkam.

21.02.05