Dieter Hildebrandt - Pianoforte
Dieses romanähnliche Sachbuch erzählt die Geschichte des Klaviers im 19. Jahrhundert, und zwar recht weit gefasst. Natürlich wird die technische Weiterentwicklung von barocken Instrumenten zum Konzertflügel dargelegt, aber der Autor erzählt auch viele, viele Geschichten rund um Komponisten und Pianisten. Zum Beispiel gab es immer wieder Wettstreite zwischen zwei gleichzeitig berühmten „Größen“. Im 19. Jahrhundert wird aus Hauskonzerten über Konzerte mit Klavierbeteiligung das abendfüllende Solo eines Pianisten. Diese werden immer mehr zu Stars mit Allüren, wie es ja auch bei Komponisten üblich ist. Beethoven muss sehr schwierig im Umgang gewesen sein. Am Ende des Jahrhunderts entsteht der Beruf des Klavieragenten, der seine Stars entdeckt und vermarktet. Aber auch die Hausmusik nimmt zu, irgendwann hat jeder bürgerliche Haushalt ein Klavier und jede „höhere Tochter“ muss Klavier spielen lernen.
Das Buch besteht aus vielen Kapiteln, deren Unterkapitel auch schon mal dem Daumen oder dem Klavierpedal gewidmet sind. So erfährt der Leser alles Mögliche rund ums Klavier. Der Stil ist kurzweilig und meist humorvoll, so dass es Freude macht, dieses Buch zu lesen. Man muss es aber nicht in einem Rutsch lesen, weil die Fülle der Themen genügend Pausen erlaubt.
26. April 2014