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Florian Illies - 1913: Der Sommer des Jahrhunderts

Dieses zum Jahr 2013 erschienene Buch ist eine Chronik der kulturellen und einiger politischer Ereignisse in Deutschland (überwiegend). Es finden sich im Buch viele Sachinformationen wie genaue Daten und Adressen (letztere waren mir manchmal etwas zuviel), aber eben auch Anekdoten und Hintergründe, die oft humorvoll berichtet werden. Dadurch wird das Buch beinahe zu einem Roman und gut lesbar. Es sind wirklich sehr viele heute noch bekannte Menschen, die in diesem Jahr eine Menge erlebten. Kafka schreibt sich mit seiner Geliebten Felice Bauer Berge an Briefe und macht ihr einen sehr umständlichen Heiratsantrag, der aber letztlich nicht zu Ehe führt, vor der er sich auch eher fürchtet. Weitere stürmische Liebesgeschichten zwischen Alma Mahler und Oskar Kokoschka, Karl Kraus und Sidonie von Nadhérny, Rainer Maria Rilke und Lou Andreas-Salomé werden berichtet. Thomas Mann erhält von Alfred Kerr vernichtende Kritik, an der er lange zu knabbern hat. Picasso genest von schwerer Krankheit, Lovis Corinth zeigt sein Lebenswerk. Die seit zwei Jahren verschwundene Mona Lisa taucht wieder auf. Sigmund Freud ist sehr erfolgreich in seiner Privatpraxis. Hitler, Stalin und Tito sind zur gleichen Zeit in Wien. Viele weitere Personen treten auf und machen im Einzelfall Lust, sich näher mit ihnen zu beschäftigen.

Was hängen bleibt, ist ein Gesamteindruck des kulturellen Lebens im Jahr 1913 – es muss wirklich ein aufregendes Jahr gewesen sein und der Weltkrieg war soweit weg, dass er gar nicht erst als Möglichkeit wahrgenommen wurde.

5. Juni2014