James Joyce – Ein Porträt des Künstlers als junger Mann
Autobiographisch geprägte Geschichte des Stephen Dedalus als Kind bis Student.
Am Anfang werden einzelne Szenen aus Elternhaus und Schule berichtet, auch die politischen Diskussionen werden wiedergegeben. Dann ein Sprung zu Stephen als Jugendlichem, wie er nicht gegen seine fleischlichen Begierden ankommt und in ein sündenvolles, eigentlich leeres Leben verfällt. Er möchte von seiner katholisch-konservativen Herkunft loskommen, aber es gelingt ihm nicht recht. In der Mitte des Buches steht dann der Namenstag des Heiligen des Colleges an und die ganze Schule soll sich besinnen und beten. Über 40 Seiten werden die Predigten ausgeführt, in der die Hölle ausgiebig beschrieben wird und wie dies dazu führt, daß Stephen sein damaliges Leben bereut, beichtet und ein besseres beginnt. Er wird so fromm, daß ihm am Ende der Schulzeit angeboten wird, Jesuit zu werden, doch dazu fühlt er sich nicht berufen und geht an die Uni. Dort ist er faul, aber wohl zumindest in einigen Fächern gut, er wird von seinen Kommilitonen als intellektuell angesehen und ist dabei ein Künstler zu werden – wobei die höchste Kunst für ihn die Literatur ist. Es wird auf eine Abhandlung über Ästhetik angespielt, die Joyce auch im tatsächlichen Leben vorhatte zu schreiben, was er aber dann doch nie tat.
Den Anfand fand ich zu sprunghaft und zusammenhangslos. Ab der Mitte wird das Buch immer interessanter, es kommen philosophische und andere inhaltsreiche Dispute zwischen Stephen und seinen Freunden auf. Das Buch ist sicherlich sehr hintergründig und bietet Literaturwissenschaftlern eine Menge zum Interpretieren, für den Laien ist das Buch nicht sonderlich geeignet.
Der Nachname des Helden bezieht sich auf den griechischen Daidalos, der für sich und seinen Sohn Ikarus Flügel bastelte, um aus dem Labyrinth des Minos zu fliehen. Er gilt als Begründer der griechischen Kunst.
10.07.04