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Udo Jürgens (mit Michaela Moritz) - Der Mann mit dem Fagott

Dieses Buch habe ich aus genau zwei Gründen gekauft: Ich mag viele Lieder von Udo Jürgens und ich liebe das Instrument Fagott, sodaß der Titel mich ansprach. Die Ansprüche, die ich an eine von einem Sänger geschriebene Familienbiographie habe, sind gering, aber sie wurden bei weitem überboten, denn das Buch ist ein richtiger Schmöker!

Beginnend mit seinem Großvater Heinrich, der nach Rußland auswanderte erzählt Udo Jürgens auf über 700 Seiten viele interessante und abwechslungsreiche Begebenheiten seiner Familie, die natürlich eng mit der europäischen Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts verwoben sind. Der Urgroßvater war Kapitän auf einer Linienschiff Bremen-New York, der Großvater wurde reicher Bankier in Moskau (und nach dem 1. Weltkrieg erfolgreicher Unternehmer), der eine Onkel Manager und sein Vater Schloßbesitzer und Bürgermeister in einem Ort in Kärnten. Durch diese begünstigten Positionen haben sie natürlich viel Politisches erlebt. Einige Zufälle, wie persönliche Daten der Familie auf weltpolitische treffen, erscheinen unwirklich, aber letztlich ist es auch unerheblich, ob das nun stimmt oder nicht.

Als schwächliches, träumerisches Kind, das die Musik für sich entdeckt, aber kein klassischer Musiker werden will, muß Udo Jürgens sich seinen Platz in der Familie erst mal erkämpfen, aber wie bekannt ist, wurde auch er auf seine Weise sehr erfolgreich. Auch über sein Erwachsenwerden und seine Unstetigkeit in Beziehungsfragen berichtet er – durchaus selbstkritisch.

Der Titel des Buches bezieht sich auf eine Begebenheit, bei der in Bremen der Großvater einen Fagottspieler hört und in diesem Moment beschließt, nach Rußland auszuwandern. Der Musiker spielt aber noch mehrmals eine Rolle in der Familiengeschichte. Das Buch liest sich leicht, ist stilistisch sicher nicht herausragend, aber sehr spannend und macht Spaß. Ich habe nur eine Woche dafür benötigt...

13. Februar 2007