Gottfried Keller - Martin Salander
Seinen letzten Roman schrieb Gottfried Keller 1886 und er spielt in der fiktiven Stadt Münsterburg in der Schweiz. Martin Salander ist ein zum Kaufmann gewordener ehemaliger Lehrer, der zwar eigentlich erfolgreich ist, sich jedoch von einem alten Freund, Louis Wohlwend, gleich zweimal um sein Vermögen prellen lässt. Auch im weiteren Verlauf der Geschichte wird Salander Wohlwend nicht ganz los – als dieser mit Frau und schöner Schwägerin später in die Stadt zurückkehrt, verguckt sich Salander in die Schwägerin, die jedoch sehr dumm ist. Um Haaresbreite entgeht er einer Liebschaft mit ihr dank seines inzwischen erwachsenen Sohnes Arnold. Das Lehrerhafte hat sich Salander erhalten und er will das Volk stets erziehen. Erst arbeitet er politisch ohne Mandat, lässt sich dann aber doch in den großen Rat wählen. Man muss ihn bei allen seinen Schwächen gern haben, weil er ein fleißiger und aufrichtiger Mann ist und nicht rachsüchtig. Auch die glückliche Ehe mit seiner tüchtigen Frau Marie macht Freude zu lesen.
Seine Töchter verlieben sich und verloben sich heimlich mit den einige Jahre jüngeren Zwilligen Julian und Isidor Weidelich, die aus einfachen Verhältnissen stammen, sich aber bauernschlau in der Gesellschaft hocharbeiten und Notare werden. Sie werden letztlich zu Betrügern und am Ende gefangen genommen. Die Schwestern haben bald nach der (von den Eltern mehr geduldet als gewünschten) Hochzeit feststellen müssen, dass die beiden „keine Seele haben“ und sind froh, sich nach der Verurteilung ihrer Männer scheiden zu lassen und nach Hause zurückzukehren. Es wird so alles mögliche aus dem Stadt- und Landleben der Schweiz zur damaligen Zeit erzählt und Keller tut das in einem beschwingten Stil, den ich gern lese. Eine ausführliche Inhaltsangabe findet man übrigens schnell im Internet.
Im Vergleich zu anderen über hundert Jahre alten Büchern liest sich der Roman sehr gut und man ist stets gespannt, welches Unheil sich über der Hauptperson als nächstes zusammenbraut und wie er ihm entkommen wird. Durchaus zu empfehlen!
15. April 2013