Jack Kerouac - Unterwegs
Jack Kerouac ist so etwas wie der Vater der amerikanischen Beat Generation. Diese Bewegung von jungen Amerikanern in den fünfziger Jahren war auf der Suche nach Spaß, Erlebnis und Freizeit und sie kam noch vor dem Rock’n’Roll, den Punks und Hippies. Das Buch ist aus der Perspektive von Sal Paradise geschrieben, der als Student und Schriftsteller in bürgerlichen Verhältnissen an der Ostküste der USA aufgewachsen von einem verrückten Wanderarbeitersohn (Dean Moriarty) aus dem Westen in New York so fasziniert ist, daß er ihm dessen Wanderleben nachmacht. Die verschiedenen Episoden entsprechen den mal kürzer, mal länger dauernden Reisen quer durch das Land über zwei Jahre hinweg. Zunächst trampt Sal nach Denver, wo er Dean tatsächlich aufstöbert und dann ziehen sie gemeinsam nach San Francisco, wieder nach New York, New Orleans, erneut S.F. und schließlich sogar Mexiko. Mit dabei sind immer diverse Freunde.
Das intensive Leben besteht neben einer positiven Einstellung zum Leben aus dem Rasen mit Autos (in gekauften und geklauten Autos und als Mitfahrer), Alkohol, Frauen, teilweise Drogen und ganz viel Musik: Jazz und Bebop. Dazwischen nächtelanges Erzählen und Philosophieren. Diese Betonung der Intellektualität der Protagonisten wirkt im Buch gelegentlich künstlich und steht in krassem Gegensatz zu ihrem verwahrlosten Leben. Dean bezeichnet Sal als Freund, benimmt sich aber selbst gegen ihn verantwortungslos, als er ihn krank in Mexiko zurückläßt, wie er auch schon diverse Frauen rücksichtslos verlassen hat.
Sal
vergöttert geradezu Dean, kommt lange nicht von ihm los, obwohl er immer erschöpfter
durch die Reisen wird und Deans Neigung zum Autoklau (samt Demolierung der
Wagen) und anderem unrechtmäßigen Verhalten nicht gutheißt. Am Ende des
Buches scheint dann doch Sals Sehnsucht nach einem bürgerlichen Leben gesiegt
zu haben - das Ende ist jedoch recht offen.
Jack Kerouac hat selbst mit einem Freund Reisen durch die USA unternommen Ende der 40er Jahre, so daß das Buch durchaus autobiographische Züge trägt. Die Rastlosigkeit befiel Kerouac auch beim Schreiben: Weil er sich nicht unterbrechen wollte, schrieb er den ganzen Roman auf einer 36m langen Papierrolle. 1951 geschrieben wurde es erst sechs Jahre später gedruckt.
Für jemanden wie mich, die ich keinen besonderen Bezug zu den USA sowie dem Jazz habe, ist es nicht ganz einfach, sich in das Lebensgefühl des Buches zu versetzen (vielleicht bin ich einfach zu brav?). Das ist aber für den Genuß des Buches wichtig, da sich ja wenig Handlung entwickelt und viel von Stimmungen die Rede ist. Insofern ist der Roman Leuten zu empfehlen, die selbst von einem intensiven und exzessiven Leben fasziniert sind oder aber einen Bezug zu den USA, am besten zu den dortigen fünfziger Jahren, oder auch dem Jazz haben.
24. August 2007