Eduard v. Keyserling - Wellen
Der Roman spielt um 1900 an der Kurischen Nehrung und zeichnet ein recht treffendes Bild der adligen Gesellschaft dieser Zeit.
Die Familie des Barons Buttlär macht Urlaub in einem Fischerdorf inklusive dem Verlobten der ältesten Tochter. Im gleichen Dorf machen auch der Maler Hans Grill und seine Frau Doralice Urlaub – wobei sie, selbst eine Adlige, ihrem wesentlich älteren Ehemann davongelaufen ist wegen des Malers. Sie wird dafür geächtet und leidet darunter, aber auch unter den Schwierigkeiten, die mit dem Maler entstehen, weil er eben aus einem anderen Umfeld kommt. Die Baronin und ihre Mutter meiden Doralice, aber die Töchter Lolo und Nini sind ganz fasziniert von der schönen und ungewöhnlichen Frau und auch der Vater scheut den Kontakt nicht. Lolos Verlobter Hilmar verliebt sich schließlich in Doralice und die tragische Geschichte nimmt ihren Lauf – voller Leidenschaft, Hoffnung und Mißverständnisse.
Lolo versucht Selbstmord zu begehen, während Hilmar Doralice für sich zu gewinnen sucht. Beides mißlingt, aber die Familie reist daraufhin schnell ab. Hans, der das Meer liebt und es für seine Malerei „erforscht“, kommt um, als er mit einem Fischer nachts auf das Meer herausfährt und sie in einen Sturm geraten.
Das Buch ist sehr gut lesbar geschrieben, so daß man richtig mit den einzelnen Personen leiden kann und besonders Hans und Doralice am liebsten helfen würde, die Mißverständnisse auszuräumen. Auch der Zwiespalt, in dem Doralice als Ehebrecherin und auf der anderen Seite Opfer der Gesellschaft steckt, läßt einen mit ihr leiden.
7.Dezember 2004