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Pierre La Mure - Moulin Rouge

 

Diese Biographie des Malers Henri de Toulouse-Lautrec ist ein extrem interessantes und fesselndes Buch. Mit großer Begeisterung habe ich den dicken Roman verschlungen und kann ihn wärmstens empfehlen. La Mure gelingt es hervorragend, im Leser Emotionen zu wecken. In vielen Fällen ist dies Mitleid mit dem Künstler, der es durch seine körperliche Behinderung vor allem bei den Frauen schwer hat, aber auch Aufregung bis Ärger, wenn es um die Trinksucht oder die unglückliche Liebe geht.

Aus einem alten, inzestuösen Adelsgeschlecht stammend, leidet Henri als Junge an einer mysteriösen Krankheit, gegen die keine Kuren und ähnliches helfen. Als Jugendlicher bricht er sich erst ein, dann beide Beine, die nur sehr schlecht heilen und dann nicht mehr wachsen, so daß er sehr klein bleibt bei normal ausgebildetem Oberkörper – der aber wohl auch nicht durch Schönheit besticht. Seine Mutter, die ihn sehr liebt, läßt ihn nach seinem Willen Maler werden und drei Jahre studiert er auf dem Montmartre bei zu jener Zeit bekannten Künstlern. Dort findet er Freunde und genießt das Bohème-Leben. Ein großes Problem wird seine sexuelle Begierde für ihn, weil sich selbst Prostituierte von ihm abwenden. Erst nach einigen Jahren findet er in Bordellen Trost, genaugenommen Lust. Dort wie auch in den Cafés und Tanzlokalen zeichnet und malt er ständig. Durch einen Wutausbruch versperrt er sich den Weg in den Pariser Salon, in den aufgenommen zu werden für Künstler meistens wichtig ist. Dennoch hat er nach und nach Erfolg, Geldsorgen quälen ihn ja nicht und er kann so leben, wie er möchte. Als ein Bekannter 1889 zur Weltausstellung das Moulin Rouge eröffnet, durch das der Cancan weltberühmt wird, und dieses zunächst nicht so erfolgreich wie gewünscht ist, kreiert Henri ein Plakat (Lithographie), das ihn auf einen Schlag sehr berühmt macht. Doch geht es mit ihm stark bergab, als er sich unglücklich verliebt und zum Trinker wird – auch vorher war er nicht abstinent, doch nun ist es eine Sucht, die ihn in den Wahnsinn treibt. Und so stirbt er auch sehr früh mit nur 36 Jahren.

17. Januar 2007