Siegfried Lenz - Exerzierplatz
Siegfried Lenz beschreibt die Geschichte einer Familie aus Ostpreußen, die im Westen neu Fuß fasst und auf einem ehemaligen Exerzierplatz eine Gärtnerei und Baumschule errichtet. Es dauert eine Weile, bis die Zellers von den Einheimischen akzeptiert werden, teilweise wohl, weil die Familie erfolgreich ist, aber vermutlich waren das auch die üblichen Bedenken gegenüber Fremden.
Die dreißig Jahre, die überblickt werden, werden zum Teil aus Sicht von Bruno Messmer, dem Gehilfen, dem der Chef auf der Flucht das Leben rettete, erzählt, zum Teil in der dritten Person. Die aktuelle Handlung sind einige Wochen in den 1970er Jahren, in denen die Familie ein Vormundschaftsverfahren gegen den Vater anleiert, weil dieser ein Drittel des Landes an Bruno vererben will, was der Rest der Familie unbedingt verhindern will. Da der Vater auch immer mehr wertvolle Dinge verschenkt an diverse Mitarbeiter, gibt es wohl Anzeichen, dass dieser tatsächlich psychisch abbaut – aber es wird ganz deutlich im Buch, dass er Bruno mehr vertraut als jedem anderen und ihm daher wirklich ein Teil des Besitzes vermachen will.
Bruno ist geistig etwas zurückgeblieben, kann sehr gut mit Pflanzen, aber weniger gut mit Menschen umgehen, wird als Jugendlicher aber auch Erwachsener gehänselt und oft schlecht behandelt, ist aber ein sehr fleißiger, dem Chef extrem loyaler und guter Mitarbeiter, der um seine Schwächen weiß. Er wird sehr sympathisch beschrieben. Dorothea ist die Frau des Chefs, zudem gibt es drei Kinder, die ungefähr auch Brunos Alter haben, und von denen zwei, Joachim und Ina, auch auf dem Hof leben, während Max Professor geworden ist und nur zu Besuch kommt. Ina ist Witwe und hat zwei Kinder (Tim und Tobias), die Bruno besonders gern ärgern. Im Laufe der Geschichte lebt sich die Familie immer weiter auseinander, die einzelnen Personen sind oft zu sprachlos, wenn es darum geht, Konflikte zu bereinigen. Bruno leidet sehr darunter und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass alles so bleibt wie bisher und die Familie wieder zueinander findet. Das gelingt aber nicht, so dass er am Ende des Buches den Hof verlässt und damit auf sein Geschenk verzichtet in der Hoffnung, damit die Wogen zu glätten.
Der Inhalt des Buches, also die Beschreibungen von der Natur und der Familie und den zwischenmenschlichen Problemen ist sehr schön und interessant, aber der Stil gefällt mir nicht. Durch die vielen Rückblicke fehlt der chronologische Ablauf und die einzelnen Begebenheiten bleiben manchmal zusammenhangslos. Zudem wechselt der Autor mitten im Satz zwischen Brunos und Erzählerperspektive, was sicher Absicht ist, mir das Lesen aber etwas erschwert.
12. August 2015