Henning Mankell - Der Chronist der Winde
Dieser Afrika-Roman wird aus der Sicht eines ehemaligen Bäckers erzählt, der ein verwundetes Straßenkind pflegte, bis es starb, und dabei dessen rührende Geschichte hörte, die er nun dem Leser mitteilt, weil sie nicht verloren gehen soll.
Nelio lebt irgendwo in Afrika in einem Bergdorf arm aber glücklich mit seiner Familie. Banditen zerstören das Dorf und er wird von seiner Familie getrennt, entkommt den Banditen und erreicht nach einer langen Reise die große Stadt am Meer. Er wird dort ein Straßenkind und irgendwann Führer eines Rudels von Kindern. Nelio ist ein ganz besonderer Mensch: Immer bedächtig und vernünftig, um seine Kameraden bedacht, nie auf Streit aus und daher respektiert und bekannt. Er wird nicht nur für weise gehalten, sondern ihm werden sogar magische und heilende Kräfte nachgesagt, die er aber nicht glaubt zu haben. Er ist einfach nur pragmatisch und gibt daher oft richtige Ratschläge. In der Gruppe erleben sie einiges und Nelio ist es wichtig, daß sie nicht nur überleben, sondern auch noch etwas vom Leben haben.
Als die Kinder ihrem an einem Tumor sterbenden Kameraden im Theater eine letzte Freude bereiten wollen, werden sie für böswillige Einbrecher gehalten und Nelio fast erschossen. Die nein Tage und Nächte, die er noch lebt, nachdem der Erzähler in gefunden hat und auf dem Dach der Bäckerei pflegt, erzählt er nachts seine Geschichte. Er weiß, er wird nicht sterben, bevor er mit ihr fertig ist. Nelio weiß, daß er sterben wird, will aber nicht im Krankenhaus, sondern in Ruhe sterben, wenn alles erzählt ist.
Ein schönes Buch über Afrika, über Straßenkinder, über Banditen, die Leben zerstören und über das Leben an sich. Mancher mag sie vielleicht als zu heldenhaft und daher kitschig ansehen. Ich aber finde es eine traurige, anrührende Geschichte, die sich gut liest und die ich empfehlen kann.
6. 9. 2007