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Sandor Maraí - Wandlungen einer Ehe

Dieser Roman spielt in Budapest um den ersten Weltkrieg herum. Es geht um eine gescheiterte Ehe, die zunächst von der verlassenen Frau erzählt wird. Eigentlich ist in dieser adligen Ehe alles in Ordnung: Man hat Geld und die richtigen Bekannten, und lebt gut. Daher bleiben sie beieinander, als sich schon viel Entfremdung bemerkbar macht. Der Tod des kleinen Sohnes macht beide unglücklich, weil sie ihre Liebe auf ihn projiziert hatten, und als dann die Frau auch noch herausfindet, dass ihr Mann eine andere liebt – wobei er seine Frau aber nicht physisch betrügt – ist die Ehe nicht mehr zu retten. Die Frau liebt den Mann sehr, aber er empfindet die Liebe als Last.

Die andere Frau in seinem Leben ist Hausangestellte seiner Eltern, lange schon kennt er sie und schon immer fühlt er ein besonderes Band zwischen ihr und sich. Aber aus der Konvention heraus heiratet er sie nicht. Als nun die Ehefrau das Geheimnis ausfindig macht, verschwindet das Hausmädchen unauffindbar ins Ausland – aber sie kommt wieder und nach der Scheidung von seiner Frau heiratet der Mann sie. Diese Ehe scheitert letztlich aber auch, sogar relativ schnell. Interessanterweise sind alle drei Beteiligten nach einer Weile über die jeweils vergangene Geschichte hinweg und leiden (angeblich?) nicht mehr.

Der Roman ist geschickt aufgebaut: Die drei Teile schildern die Geschichte aus der Sicht der Ehefrau, dann des Mannes und schließlich der zweiten Frau. Die erste Ehefrau ist so aufrichtig und liebt so ehrlich, man hat Mitleid mit ihr und fragt sich, warum der Mann die Liebe nicht erwidert. In seinem Teil lernt man ihn kennen als jemanden, der starke Prinzipien verfolgt, irgendwie wirkt er nicht so richtig sympathisch. Im dritten Teil lernt man schließlich, dass das Hausmädchen in ihrer einfachen Herkunft tief verwurzelt ist und die ganze adlige Familie stets verachtet und verhöhnt und in der Zeit ihrer Ehe den Mann auch noch bestohlen hat. Beim Lesen überkommt einen ziemlicher Abscheu. Der dritte Teil enthält aber auch viele Beschreibungen der Stadt im 1. Weltkrieg und des Elends, das dort herrschte.

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört, wodurch es sehr lang geworden ist. Mir gefiel es am Anfang, doch nach und nach verlor ich die Lust. Ich weiß nicht, ob ich es beim Selbstlesen wegen meines schnelleren Lesetempos besser gefunden hätte. Aber es sind so viele psychologische Betrachtungen und Abhandlungen über das Bürgertum darin, dass es mir zuviel wurde. Die eigentliche Handlung ist ja nicht so vielfältig, das Buch ist nur so umfangreich durch die Gedankenwelt der Personen.

24. Mai 08