Harry Mulisch - Die Entdeckung des Himmels
Dieser
dicke Schmöker hat Freunde und Feinde und für beide Seiten gibt es gut
Argumente, finde ich. Die Geschichte ist sehr konstruiert, aber das wird bewußt
getan und durch eine Rahmenhandlung im Himmel (Gespräche zwischen Engeln)
gerechtfertigt, die in das Geschehen auf der Erde eingreifen.
Die
erste Hälfte handelt überwiegend von der Freundschaft zwischen dem
exzentrischen Privatgelehrten Onno Quist und dem Astrophysiker und Frauenheld
Max Delius. Sie kommen aus sehr unterschiedlichen Familien und führen lange
Gespräche über sehr verschiedene Themen. Als Dritte im Bunde kommt die
Cellistin Ada hinzu, die erst Geliebte des einen, dann des anderen ist und die
Hauptfigur der zweiten Hälfte gebiert, Quinten Quist. Dieser ist vom Himmel
auserkoren, die mosaischen Gesetzestafeln aus dem Sancta Sanctorum in Rom zu
„retten“, damit sie in den Himmel zurückkehren können. Nach einem Unfall
Adas, durch den sie bis zum Ende des Buches im Koma liegt, wächst Quinten mit
Max und Adas Mutter in Schloß Groot Rechteren auf, wo er eine idyllische
Kindheit verbringt in einer Art Großfamilie mit den anderen Schloßbewohnern.
Er ist sehr intelligent und ganz anders als alle anderen Kinder, aber das ist ja
göttliche Planung.
Im
Detail passiert zu viel, um das alles hier aufzuführen. Die Geschichte ist
abwechslungs- und inhaltsreich, mal nachdenklich, mal komisch und insgesamt gut
zu lesen. Die Abhandlungen über Philosophie, Mathematik, Kunst, den Holocaust
oder andere Themen, die in den Gesprächen zwischen Max und Onno aufkommen, mögen
nicht jedermanns Sache sein, regen aber zum Nachdenken an. Ich kann das Buch
empfehlen, wenn man viel Zeit hat zum Lesen.
13.
Februar 2008