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Haruki Murakami - Kafka am Strand

Dieser dicke Schmöker verbindet Realität und Fiktion so, daß letztere oft ganz natürlich wirkt, zumal der Roman im Japan von heute angesiedelt ist. Es passiert eine ganze Menge, so daß meine kurze Zusammenfassung nur grob sein kann. Der erste Erzählstrang berichtet von dem intelligenten und frühreifen Jungen Kafka Tamura, der mit 15 von zu Hause ausreißt, weil er seinen Vater nicht mehr erträgt und seine Mutter und Schwester schon 11 Jahre zuvor spurlos verschwunden sind. Auf der Suche nach seiner Mutter, sich selbst und nach dem Leben reist er in den Süden und findet bald in einer Bibliothek Unterschlupf, wo er in dem Bibliotheksmitarbeiter Oshima einen interessanten Gesprächspartner und in der Leiterin Saeki-san eine Geliebte findet. Der andere Erzählstrang handelt von Nakata, der durch einen mysteriösen Unfall als Kind sein Gedächtnis verloren hat, der mit Katzen sprechen kann und zwar nicht lesen kann, aber doch weise ist. Er tötet einen Mann und fühlt dann, daß er in den Süden reisen muß. Es stellt sich heraus, daß dies Kafkas Vater war. Nakata findet in dem jungen Hoshino einen Begleiter, der seinen Job als LKW-Fahrer aufgibt, weil er von Nakata fasziniert ist und ihm bei der Suche helfen will – wobei dieser selbst noch nicht weiß, was es ist, das er sucht. Aber im Laufe der Reise weiß er dann doch immer, wie es weitergeht. In der Bibliothek fügt sich die Geschichte zusammen und nach einem Ausflug in eine andere Welt, die dem Leser nur schemenhaft berichtet wird, reist Kafka um einige Lebenserfahrung reicher wieder nach Hause.

Man muß für dieses Buch eine gewisse Liebe für fantastische Geschichten hegen. Das würde ich zwar eigentlich nicht von mir behaupten, aber irgendwie war das Buch dann doch zu spannend (trotz über 600 Seiten!), um es abzubrechen. Ich als „Realistin“ hätte mir nur gewünscht, daß ein paar mehr Dinge am Ende aufgeklärt werden, zum Beispiel, was es mit dem halben Schatten von Saeki-san und Nakata auf sich hat oder mit dieser Idealwelt, in die Kafka kurz eintritt. Der Name des Helden (der nur ein Spitzname ist) könnte durchaus einen Bezug zum Autor Kafka haben, den schließlich hat dieser ja auch mehrfach die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischt.

8. Oktober 2007