Haruki Murakami - Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki
Das Buch ist für mich das zweite von diesem fantasievollen Autor - und es hat mich gleich gefesselt. Es geht um einen Mittdreißiger, Tsukuru Tazaki, der ein recht eintöniges Leben führt, seit er 16 Jahre zuvor von seinen Freunden verstoßen wurde. Diese vier Freunde hatten alle eine Farbe im Namen, wodurch er sich stets ein klein wenig als Außenseiter fühlte. Tatsächlich wird Tsukuru als eine etwas farblos-langweilige Person beschrieben, die sich für Bahnhöfe begeistert, sonst aber wenige Interessen hat und zurückgezogen lebt. Nur einmal hat er sich bisher für etwas richtig angestrengt (die Aufnahmeprüfung an der Technischen Hochschule).
Er verliebt sich in eine Frau, Sara, die merkt, dass er eine unverarbeitete Vergangenheit hat und ihn auffordert, dem Vorfall damals nachzugehen. So macht er sich auf die Suche nach den Freunden von damals und stellt fest, wie wichtig er für die anderen war und dass er nicht als Außenseiter gesehen wurde, sondern als festes Mitglied der Runde. Das hebt sein Selbstwertgefühlt und am Ende des Buches kämpft er endlich wieder für etwas. Tsukuru ist eher ein Anti-Held als ein Held, wird aber sympathisch beschrieben und ich konnte mich in ihn hineinfühlen. Wer zweifelt nicht manchmal an sich selbst?
Die "Pilgerjahre" im Titel deuten zum einen auf Tsukurus Vergangenheitsbewältigung an, aber auch auf die "Pélérinages" von Liszt, insbesondere ein Stück daraus, das immer wieder vorkommt. Nicht alle Nebenhandlungen lösen sich auf (was wird aus Haida?), aber vielleicht führt genau das dazu, dass man auch nach Ende der Lektüre noch über den Roman nachdenkt.
10.02.2014