Hans Pleschinski - Königsallee
Als Thomas-Mann-Fan war dieses Buch für mich ein Muss. Es hat mich aber nicht so begeistert wie erwartet. Schön ist an dem Buch die Idee, eine reale Situation aufzugreifen und leicht zu verändern: was wäre wenn…? Schön ist an einigen Stellen auch die Sprache, metaphernreich und mit einer gewissen Nachahmung von Thomas Mann. Der Autor kennt Thomas Mann und seine Werke sehr gut, er zitiert wirklich sehr viel und passend, dennoch finde ich die Nachahmung des Stils und der Sprache auch einen Grund, warum ich das Buch am Ende doch nicht so toll finde. Die vielen Ein- und Zwei-Wort-Sätze passen gar nicht zu einem ansonsten Mann nachgeahmten Stil. Wie im Zauberberg passiert wenig, wird aber viel abgehandelt. Die eigentliche Begegnung der beiden Hauptpersonen ist dann doch sehr unspektakulär - wenn man es recht bedenkt, ist das natürlich, denn was soll schon passieren, wenn ein fast Achtzigjähriger eine Liebe von zwanzig Jahren zuvor wiedertrifft?
Eine weitere Sache, die mich stört, ist die Handlung (so kurz sie auch sein mag). Dass an einem Tag drei Personen eine andere mehr oder weniger überfallen und einfach darauf los reden, ohne sich vorzustellen, ist doch arg unrealistisch! Das Düsseldorf (Stadt und Gesellschaft) der fünfziger Jahre wird anschaulich beschrieben, das ist wiederum ein Pluspunkt. Mein Gesamturteil ist also nicht eindeutig - das Buch hat gute und schlechte Seiten und jeder muss selbst wissen, ob ihn das Thema und der Stil/die Stilnachahmung gefällt.
10.02.2014