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Marcel Proust - Eine Liebe Swanns

Dieser Roman ist Teil von „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Auch wenn ein Ich-Erzähler berichtet, hat dieser doch eigentlich keinen Anteil an der Geschichte, sondern er erzählt von Swann. Dieser ist ein Engländer aus gehobenen Schichten, der in Paris lebt und es sich gut gehen läßt. Er wechselt munter seine Frauen, bis er Odette kennenlernt, ein leichtes Mädchen, das wenig Geist besitzt, aber charmant ist und in der Gesellschaft zumindest soweit akzeptiert ist, daß sie eingeladen wird. Zunächst hat sie Gefallen an Swann, er aber kaum an ihr, bis er sich doch noch für sie erwärmt. Nach einer (aus seiner Sicht) glücklichen Phase der Beziehung dreht sich der Spieß um und er läuft ihr hinterher, ohne daß sie noch Interesse an ihm hätte. Aus seiner Leidenschaft wird brennende Eifersucht, die sein ganzes Leben beherrscht. Er spioniert ihr nach und versucht sie wieder für sich zu gewinnen, benimmt sich dabei aber unmöglich und macht sich in der Gesellschaft tendenziell lächerlich, bis er eines Tages die Leidenschaft endlich überwindet und sich vor Augen halten muß, welch lange Zeit er für diese Person vergeudet hat.

Der ganze Roman ist die psychologische Beschreibung der Leidenschaft Swanns in ihren verschiedenen Entwicklungsstufen. Genau wird beschrieben, wie ihm eigentlich klar ist, daß er sich unmöglich verhält und trotzdem Argumente findet, mit denen er seine Taten vor sich rechtfertigt. Viele der Verhaltensweisen kann man gut nachvollziehen und hat Mitleid mit ihm, daß er nicht endlich aus seinem Traum aufwacht. Daher ist das Buch spannend. Ein interessantes Detail des Romans ist eine kleine musikalische Phrase, die Swann immer wieder hört und mit der Liebe zu Odette verbindet. Auch an anderer Stelle spielt die Musik eine Rolle, zum Beispiel bei einem Hauskonzert, an dem er teilnimmt.

Vom Stil erinnert es mich an Thomas Mann, auch wenn ich es natürlich nicht direkt vergleichen kann, da ich eine Übersetzung gelesen habe: Die Sätze sind lang und verschachtelt, aber dies geschieht absichtlich, um „schön“ zu schreiben.

17.07.06