Wilhelm Raabe - Die Chronik der Sperlingsgasse
Dieser schöne Roman ist eigentlich eine Ansammlung von Geschichten und Episoden, die soziale und politische Situation in der Mitte der 19. Jahrhunderts in Berlin betrachtend. Der alte, allein lebende Gelehrte Johannes Wachholder berichtet über die Personen der Sperlingsgasse, in der er lebt und blickt dabei auf rund 50 Jahre zurück. Traurige und fröhliche Berichte reihen sich aneinander, in loser Folge rückblickend, wobei er seine Aufzeichnungen selbst als bunte Blätter bezeichnet. Es geht um den Maler Ralff und seine Frau Maria, die nacheinander sterben, woraufhin deren Tochter Elise bei „Onkel Wachholder“ aufwächst, der sie vergöttert. Sie heiratet später ihren Cousin, der auch seine Jugend in der Sperlingsgasse verbringt. Aber auch um den gutmütigen Doktor Wimmer geht es, der sich durch politische Äußerungen unbeliebt gemacht hat und fliehen muß, sowie um den Karikaturisten Strobel.
Das Buch macht Spaß zu lesen, und ist gar nicht so leicht und oberflächlich, wie es auf den ersten Blick erscheint. Denn die Darstellungen sind oft sehr treffend und ergeben ein gutes Bild des städtischen Lebens vor 150 Jahren. Ich habe das Buch schönerweise auch in einer alten Ausgabe in Fraktur und mit Stichen zur Illustration.
25. März 07