John Rawls - Die Idee des politischen Liberalismus
Zu diesem Buch bin ich im Rahmen meines Interesses für die alten Ökonomen und den Liberalismus gekommen. Die Aufsätze führen die Gedanken der „Theorie der Gerechtigkeit“ fort. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Rawls vielmehr Philosoph als Ökonom ist, was den Text schwer verständlich macht. Er nimmt viel Bezug auf andere große Denker, deren Ideen ich nicht parat habe.
Dennoch ist das Buch interessant, zumal es sich um vielfältige Ausführungen der Hauptgedanken, mit diversen Details und Schwerpunkten handelt. Die zwei Grundsätze sind: „Jede Person hat ein gleiches Recht auf das umfassendste System gleicher Grundfreiheiten, das mit demselben System von Freiheiten für alle vereinbar ist.
Soziale und ökonomische Ungleichheiten sind zulässig, wenn sie (a) zum größten zu erwartenden Vorteil für die am wenigsten Begünstigten und (b) mit Positionen und Ämtern verbunden sind, die allen unter Bedingungen fairer Chancengleichheit offen stehen.“ (S. 12) Als wichtigste Grundgüter sieht er hierbei: (1) Grundrechte und Grundfreiheiten, von denen eine Liste aufgestellt werden kann; (2) Freizügigkeit und freie Berufswahl vor dem Hintergrund unterschiedlicher Möglichkeiten; (3) Befugnisse und Vorrechte, die mit den Ämtern und Positionen der politischen und ökonomischen Grundstruktur verbunden sind; (4) Einkommen und Besitz; und schließlich (5) die gesellschaftlichen Grundlagen der Selbstachtung (z.B. S. 371).
Diese Grundideen werden mit verschiedenen Schwerpunkten und Details ausgeführt, wobei er philosophisch ins Detail geht.
Diese Grundstruktur entsteht, wenn man über alle Bürger einen Schleier der Unwissenheit legt, d.h. sie nicht wissen, in welcher Stellung, mit welchen Begabungen und welchem Glauben (ganz allgemein: Konzeption des Guten) hinterher dastehen werden. Bürger bedeutet hierbei, dass die Menschen kognitiv in der Lage sind, eine Konzeption des Guten zu entwerfen für sich sowie diese bei Bedarf anzupassen und zu verändern. Aus dieser Situation einigen sie sich auf die Grundstruktur, die dadurch auf Toleranz, Freiheit und Gleichheit beruht. Rawls legt dabei Wert darauf, dass er keine umfassende Moralvorstellung entwickelt, sondern sich die Menschen auf die kleinste nötige Grundstruktur einigen, aus der sich alles weitere dann ergibt. Pluralismus ist gegeben und nicht ohne Repression zu entfernen, daher muß man sie in die Grundlagen einbeziehen. Das sind grob die Grundideen, eine detailliertere Zusammenfassung traue ich mir als Nicht-Philosophin nicht zu.
Leichte Lektüre ist das Buch ganz sicher nicht, aber durchaus interessant.
10. September 2008