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Joseph Roth - Hiob

Mit „Hiob“ gelang Joseph Roth der Durchbruch als Schriftsteller, auch wenn er zuvor schon einige Werke geschrieben hatte. Das ist nicht verwunderlich, denn es ist ein sehr guter Roman. Er greift die alttestamentarische Geschichte auf und verwendet eine Sprache in kurzen Sätzen, die manchmal an die Bibelsprache erinnert. Mendel Singer ist Thora-Lehrer in Ostgalizien und lebt recht ärmlich, aber zufrieden. Er hat nach zwei Söhnen und einer Tochter noch einen dritten Sohn bekommen, der geistig zurückgeblieben ist und epileptische Anfälle hat. Es geht mit der Familie bergab. Der eine Sohn muss (und will) zum Militär, der andere umgeht die Einberufung, indem er nach Amerika auswandert. Sie überlegen, ebenfalls nach Amerika auszuwandern und nach vielen Überlegungen tun sie es tatsächlich, müssen aber ihren behinderten Sohn zurücklassen und geben ihn in die Obhut einer anderen Familie. Auf Seiten Amerikas geht nun auch der ausgewanderte Sohn zum Militär, beide Söhne fallen. Die Tochter verfällt dem Wahnsinn, die Liebe Mendels zu seiner Frau schwindet und er vermisst den zurückgelassenen jüngsten Sohn. Mendel verliert seinen Glauben und beginnt zu trinken. Als aber das Kriegsende gefeiert wird, hört er ein Lied auf Grammophon-Platte, „Menuchims Lied“, das ihn sehr berührt, zumal sein jüngster Sohn auch Menuchim heißt. Es stellt sich heraus, dass es von seinem Sohn ist – ein Arzt hatte sich seiner angenommen, ihn von der Epilepsie geheilt und sein musikalisches Talent gefördert, wodurch er ein gefeierter Dirigent wurde. Zudem stellt sich heraus, dass der Sohn Jonas doch nicht im Krieg umkam, sondern lebt. Menuchum findet zum Glauben und zur Hoffnung zurück, will nun auch einen guten Arzt für die Tochter suchen und seinen Sohn in Europa besuchen.

Die Geschichte ist sehr emotional, was bei dem Thema natürlich nicht verwundert, aber Joseph Roth schreibt auch sehr mitreißend. Mit hat das Buch viel Freude bereitet.

15. November 2014