Salman Rushdie - Die satanischen Verse
Ein dicker Brocken ist dieses Buch, und zwar vom Umfang wie vom Inhalt her. Ich empfand es als hilfreich, hinterher Kommentare und Rezensionen im Internet dazu zu lesen und nicht alles, was ich hier schreibe, habe ich mir selbst ausgedacht.
Drei Geschichten spannen sich durchs Buch und ich habe lange gebraucht, um einen Zusammenhang zwischen ihnen herzustellen. Dieser ist lose und vor allem in den Parallelen zwischen den Geschichten zu finden. Überall geht es um den Glauben und den möglichen Abfall davon sowie das Abwägen zwischen kompromißlosem Glauben und taktischem Verhandeln. Zwar ist aus moderner, säkularer Sicht gegen den Inhalt wenig zu sagen, aber ich kann mir vorstellen, dass das aus islamischer Perspektive sehr anders aussieht. Immerhin hat die iranische Regierung eine Fatwa auf Rushdie ausgerufen nach Erscheinen des Buches. Der Titel bezieht sich auf die Geschichte über Mohammed (hier Mahound), der seine Gebote/Glaubensvorstellungen/Richtlinien immer auf einem Berg vom Erzengel Gabriel erhält, aber einmal überlistet der Teufel ihn und läßt ihn vom Monotheismus abkommen. Diese Verse werden aber später widerrufen. Insgesamt wir Mahound nicht sehr positiv dargestellt…
Die Hauptgeschichte allerdings handelt von zwei Indern, die als einzige einen Flugzeugabsturz bei London überleben und sich dann in den Engel Gabriel beziehungsweise den Teufel verwandeln und allerlei Lebenserfahrung in London sammeln. Rassismus ist hier ein wichtiges Thema für den Autor. Die Grenzen zwischen realer Geschichte und Phantasie sind fließend und man darf keine Abneigung gegen phantastische Geschichten haben. Ich bevorzuge oft realistischeres, und auch Handlungsstränge, die nicht wirklich zusammenführen, sind nicht mein Ding. Zwischenzeitlich habe ich deswegen mit dem Buch gekämpft. Jedoch wurde es nach der Hälfte wieder spannender und es hat mir teilweise auch viel Freude gemacht. Nach Lesen einiger Rezensionen habe ich den Eindruck, ich müsste es noch mal mit Rushdies Mitternachtskindern probieren. Ich empfehle die Satanischen Verse also nicht uneingeschränkt, auch wenn die vielen angedeuteten Mythen, Glaubensdetails (nicht nur aus dem Islam), der Bezug zu realen Personen (Cat Stevens, Ayatollah) sehr anregend sind.
9. November 2009