Arthur Schnitzler - Fräulein Else
Vor James Joyce und Virginia Woolf hat Schnitzler bereits den inneren Monolog als Erzählform benutzt. Er nutzt ihn konsequent sowohl in Fräulein Else als auch in Lieutnant Gustl.
Die neunzehnjährige Tochter eines offensichtlich bankrotten Wiener Advokaten verbringt Ferien mit reichen Verwandten in den Bergen. In einem Eilbrief bittet die Mutter sie, den ebenfalls anwesenden Herrn von Dorsday um Geld zu bitten. Dies ist Else peinlich - sie weiß um die wiederkehrenden Geldnöte ihres Vaters, und sie mag den Herrn nicht. Lange überlegt sie, ob und wie sie es tun soll. Als sie sich letztlich überwindet, verlangt Dorsday von ihr, sie eine Viertelstunde nackt zu sehen, zum Beispiel im Mondlicht im Wald. Else ringt mit sich und ihr fiebriges Denken steigert sich zu einem Wahn. Sie entblößt sich vor den Hotelgästen und hat einen Nervenzusammenbruch. Else will sich umbringen, und nimmt Veronal. Als sie es bereut, ist sie nicht mehr zu retten.
Man kann die Scham Elses gut nachvollziehen in diesem plastisch geschriebenen Roman und hat Mitleid mit ihr. Die Geschichte ist nicht lang und liest sich schnell.
Dezember 2007