Amartya Sen - Ökonomie für den Menschen
Dieses Buch über die Grundlegende Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft enthält eine Fülle von Details über Länder und ihre Entwicklung und ist eine gute Anregung, über Freiheit, Fortschritt und Gerechtigkeit in der Welt nachzudenken. Der Autor gibt sich Mühe, auch für Laien verständlich zu sein (wodurch er manchmal sehr ausführlich wird), weswegen ich das Buch interessierten Lesern sehr empfehlen kann.
„Entwicklung läßt sich als Prozeß der Erweiterung realer Freiheiten verstehen, die den Menschen zukommen.“ So beginnt das Buch und in 12 Kapiteln legt Sen den Zusammenhang zwischen Freiheit und Entwicklung ausführlich dar. Sie bedingen sich gegenseitig und langfristig kann eine Nation nur mit beiden wohlhabend werden. Beide Begriffe umfassen eine größere Menge Einzelaspekte, wie politische Freiheit, soziale Sicherheit und demokratische und ökonomische Entwicklung. Sen stellt verschiedene Gerechtigkeitsbegriffe und ihre beschränkte Aussagekraft vor und definiert Armut als Mangel an Entwicklungschancen, was Geldarmut beinhaltet, aber eben auch fehlende politische Teilhabe und anderes. Bei der Bekämpfung von Armut muß sowohl Effizienz als auch Fairneß gewährleistet sein, was sicher nicht immer leicht ist, sich in vielen Fällen aber über funktionierende Märkte regeln läßt. Demokratie ist für ihn unabdingbar, da sie viele Freiheiten gewährt und ein effektives Mittel gegen Hungersnöte ist. In keiner echten Demokratie mit mehreren Parteien gab es je eine Hungersnot, wogegen unter Mao in China 1958-61 rund 30 Millionen Menschen verhungerten.
Die Selbstbestimmung der Frau hält Sen für essentiell, weil sie neben den direkten positiven Auswirkungen auf die Frauen auch die Überlebenschancen der Kinder steigert und die Geburtenrate verringert. Insofern sind freiere und damit einhergehend gebildetere Frauen auch eine Hilfe gegen die Überbevölkerung – und eine bessere als aufgezwungene Geburtenbegrenzung. Auch die Allgemeingültigkeit und Wichtigkeit der Menschenrechte (vor allem der Freiheit) wird ausgeführt und die These, asiatische Kulturen schätzten die Freiheit weniger und seien religiös intoleranter, widerlegt. Die öffentliche Diskussion hält Sen abschließend für außerordentlich wichtig, sie ist ein Teil der Demokratie, bildet die Menschen und notwendig für die Entwicklung.
„Entwicklung heißt eben dies: sich auf die Möglichkeiten der Freiheit einzulassen.“
24.7.2005