Mary Ann Shaffer - Deine Juliet
Vorab: Der Titel lässt das Buch schlechter aussehen als es ist. Denn auch wenn es ein Happy End gibt, ist die Geschichte doch kein arg oberflächlicher Frauenroman, sondern nur an manchen Stellen kitschig.
Eine 32 Jahre alte Schriftstellerin und Buchliebhaberin ist im London des Jahres 1946 auf der Suche nach einem neuen Romanthema. Als sie einen Brief von der Insel Guernsey erhält von einem Mann, der ein Buch besitzt, das zuvor sie besessen hat, findet sie das neue Thema: Die Insel Guernsey zur Zeit der deutschen Besatzung und alles, was die Bewohner dort so erlebt haben. Der historische Hintergrund gibt dem Buch eine gewisse Tiefe, denn es ist spannend, wie der Krieg auf der Insel erlebt wurde und mit welchen Tricks sich die Menschen durchgeschlagen haben.
Der Roman ist in Briefform angelegt – im ersten Teil nimmt Juliet Kontakt zu den Bewohnern der Insel auf, im zweiten Teil ist sie dort zu Besuch und die Briefe sind an ihre Freundin und ihren Bruder, der zugleich ihr Verleger ist, gerichtet. Die Briefe werden aber auch von diversen Inselbewohnern an Juliet geschrieben, in denen sie ihre Kriegserlebnisse beschreiben. Dass das Thema der Heldin auch zugleich Thema des Buches selbst ist, ist nur dann komisch, wenn Juliet überlegt, wie sie aus dem Material einen Roman machen soll – und man parallel den fertigen Roman liest. Durch die vielen Briefe lassen sich verschiedenste Anekdoten einbinden. Insgesamt macht der Roman Spaß und ich kann ihn empfehlen, aber ein paar Schwachstellen sehe ich doch:
Die Bewohner der Insel werden wenig lebendig, bei den meisten bekam ich kein Bild vor Augen und konnte mir nicht merken, wie alt sie in etwa sind. Die Liebesgeschichte(n) wirkt(en) nicht so glaubwürdig, aber für mich sind sie auch nicht der Kern des Buches, so dass das nicht so schlimm ist. Die Bewohner der Insel sind irgendwie alle sehr rührige Personen, sie haben zu wenig Schwachstellen oder böse Seiten.
7. September 2011