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Anton Tschechow - Meistererzählungen

Ich habe aus der Bibliothek der Weltliteratur (DDR 1970) den Band mit rund 30 Erzählungen von Tschechow in die Hände bekommen und bin sehr begeistert. Das will was heißen, weil ich ja eigentlich lieber Romane lese. Sie sind sehr unterschiedliche lang und beschreiben oft Stimmungen und Situationen von Menschen, die man gut nachfühlen kann. In vielen Fällen geht es um menschliche Schwächen oder Eigenarten, wie das Redebedürfnis des Kutschers, der um seinen verstorbenen Sohn trauert in „Gram“ oder die Suche nach Nähe zu Prominenten, die dazu führt, dass Olga erst auf dem Totenbett ihres vernachlässigten Ehemannes merkt, wie dieser als Wissenschaftler längst berühmt geworden ist in „Flattergeist“. Weitere häufige Themen sind die Armut, insbesondere auf dem Land, und die Trunksucht der (armen) Männer, die dem jeweiligen Rest der Familie das Leben erschwert.

Die längste Erzählung, „Die Steppe“, ist ein Bericht einer vieltägigen Reise durch die Steppe eines neunjährigen Jungen, der auf ein Gymnasium in die Stadt geschickt werden soll und Bekanntschaften verschiedener Art macht, die sehr emotional beschrieben werden. Aber auch die Natur ist eindrucksvoll geschildert, inklusive eines heftigen Gewitters.

Beim Lesen kam mir mehrfach der Gedanke, wie gut sich die Erzählungen für den Literaturunterricht eignen würden um beizubringen, wie man zwischen den Zeilen die wahren Bedürfnisse der Personen oder unausgesprochene Erwartungen liest.

5. Juni 2014