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Angelika Wagner - Gelassenheit durch Auflösung innerer Konflikte

Die emeritierte Psychologieprofessorin A. Wagner hat aus ihrer gesammelten Forschung ein Fachbuch geschrieben, in dem sie recht praxisnah ihre Forschungsergebnisse beschreibt. In den ersten drei Kapiteln geht es um die Hintergründe, warum Gedanken bei Problemen sich im Kreise drehen und teilweise immer schlimmer werden und warum Konfliktvermeidungsstrategien meistens nicht funktionieren. Das vierte Kapitel führt tiefer in die Theorie der Introvision ein und kann im Prinzip auch ausgelassen werden, wenn man sich vor allem für die praktische Umsetzung interessiert, die dann in den beiden folgenden Kapiteln vorgestellt wird. Kurz gesagt geht es darum, dem „Schlimmsten ins Auge zu sehen“ und dadurch zu merken, wie die damit verbundenen schlechten Gefühle weniger werden, wenn man den Konflikt regelmäßig betrachtet. Die Schwierigkeit ist, das zugrunde liegende „wahre“ Problem herauszufinden, denn viele Probleme sind nur oberflächlich und weisen auf ein tieferliegendes Problem hin, dass es zunächst herauszufinden gilt. Die allgemeinen Übungen zur „Weitstellung“ der Sinne – es geht darum, die Aufmerksamkeit nicht zu fokussieren, sondern im Gegenteil zu versuchen mit den Augen oder Ohren möglichst viel auf einmal zu sehen/hören – sind leicht zu üben, wenn es dann um das sogenannte Konstatierende Aufmerksame Wahrnehmen des Konfliktes geht, wird es schon schwieriger. Jedoch sind die Übungen wirklich so beschrieben, dass man sie zu Hause ausprobieren kann (was nicht heißen soll, dass eine Therapie bei manchen Ängsten nicht hilfreich wäre).

Das siebte Kapitel zeigt Beispiele, in denen es Menschen gelungen ist, Probleme verschiedenster Art mit der der Methode der Introvision zu lösen oder zu mindern. Mir hat das Buch gut gefallen und ich fand es auch praxisnah, jedoch ist nicht zu übersehen, dass es ein Fachbuch ist: Alle Quellenangaben sind fein säuberlich im Text aufgeführt, wie es eben in der Wissenschaft korrekt ist. Wer solche Texte nicht gewöhnt ist, mag darüber stolpern. Die Sprache ist auch nicht einfach und selbst wenn die Abkürzungen erläutert werden, vergisst man sie als Nicht-Psychologe zwischendurch wieder und muss sie erneut nachsehen. Von daher kann ich das Buch nur für Leute mit Vorbildung oder großem Enthusiasmus empfehlen oder solche, die auch sonst viel wissenschaftliche Literatur lesen wie ich.

26. Juni 2011