Evelyn Waugh - Wiedersehen mit Brideshead
Der unaufhaltsame Niedergang einer hochadligen englischen Familie in den zwanziger und dreißiger Jahren wird hier aus sich eines Familienfreundes beschrieben, Charles Ryder. Dieser trifft in Oxford Sebastian Flyte, eines der vier Kinder der Familie. Charles ist fasziniert vom Aussehen, der Religion (er selbst ist Agnostiker) und der Art Sebastians und die beiden freunden sich eng an, aber schon bald wird Sebastian zum Alkoholiker (man erfährt nicht recht, warum), beide brechen das Studium ab und die Freundschaft wird immer schwächer, je mehr Charles den Rest der Familie kennen lernt und sich mit ihnen anfreundet. Der Vater lebt seit Jahren mit einer Geliebten in Venedig. Weil die Ehefrau aber streng katholisch ist, kommt eine Scheidung nicht infrage. Auch sonst ist das Thema Religion sehr wichtig in dem Buch: Die Figuren leiden an ihrer Religion oder schöpfen Kraft und Frohsinn aus ihr wie die jüngste Schwester Cordelia, die als Krankenschwester im spanischen Bürgerkrieg hilft. Der älteste Sohn ergreift keinen Beruf, fängt an Streichholzschachteln zu sammeln und heiratet spät eine Witwe, die älter ist als er und die die anderen als unmöglich empfinden.
Zehn Jahre später trifft Charles die Schwester Julia auf einem Atlantik-Dampfer und sie werden ein Liebespaar. Beide sind aber unglücklich verheiratet. Sie betreiben die Scheidung von ihren Ehepartnern, aber Julia weiß, dass sie Charles nicht „richtig“ heiraten kann, weil das in der katholischen Kirche nicht möglich ist. Eigentlich hat sie sich von der Religion entfernt, aber sie lässt sie nicht los und am Sterbebett des Vater, an dem nur der in Afrika lebende Sebastian und die verstorbene Mutter fehlen, haben alle wieder zur Religion zurückgefunden.
Geschrieben ist die Geschichte noch einige Jahre später, als im Krieg Charles als Leutnant wieder nach Schloß Brideshead kommt und die Erinnerungen in ihm wach werden. Er hat auch noch zum Christentum gefunden.
Zwischenzeitlich mochte ich das Buch nicht, später habe ich mir überlegt, daß es Mitleid mit den armen Charakteren und der Wunsch, ihnen doch noch auf den rechten Weg zu helfen, war. Denn die Familie verarmt, fällt aus der Gesellschaft und keiner wird so richtig glücklich, wodurch ich die ganze Geschichte sehr traurig finde. Sie gibt aber ein sehr gutes Bild der damaligen Upper Class und ist daher interessant zu lesen.
13. Februar 2008