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Franz Werfel - Das Lied von Bernadette

Werfel ist ein sagenhafter Erzähler. Ich kann als Nicht-Literaturwissenschaftlerin seinen Stil nicht gut charakterisieren, er liest sich aber gut, ist bildreich, aber ohne ausschweifend zu sein. Und Werfel hat auch immer wieder spannende Themen gefunden, so dass ich seine Büchern gern mag. Das Lied von Bernadette ist ein umgesetztes Gelübde: Als Werfel im Krieg in Lourdes landete und nicht wusste, ob und wann er es nach Amerika schaffen würde, nahm er sich vor, die Geschichte des Wallfahrtortes Lourdes zu „singen“, wenn er Amerika erreichen würde. Er hat sehr genau recherchiert, dennoch nimmt er sich künstlerische Freiheiten heraus, denn er ist ja Schriftsteller und nicht Historiker.

Bernadette ist ein Mädchen aus sehr armen Verhältnissen, ist nicht sehr schlau und asthmakrank. Sie hat in einer Grotte Erscheinungen „der Dame“, wie sie sie nennt. Sie hat gar keine Bestrebungen, damit berühmt zu werden, sondern ist einfach beglückt über diese Erscheinungen, aber natürlich wird das ganze öffentlich und es gelingt Bernadette nicht, ein so einfaches Leben weiterzuführen, wie sie es gewöhnt ist. Immerhin bessert sich die Lage der Familie, denn schnell finden sich Gläubige, die an das Wunder glauben. Aber die offiziellen Stellen tun sich sehr schwer damit und versuchen lange, die Massenbewegung zu stoppen. Man will ja keinem Schwindel aufsitzen und das Ganze ist ja so unglaublich. Bernadette handelt und antwortet bei Befragungen stets naiv-ehrlich und irgendwann wird ihr schließlich doch geglaubt. Eine bischöfliche Kommission erkennt nach mehreren Jahren die Marienerscheinungen und die wundersame Heilung einiger Kranker durch die Quelle in der Grotte letztlich an und es entsteht ein Wallfahrtsort. Davon hat Bernadette wenig, denn sie wird Nonne und lebt bis zu ihrem frühen Tod zurückgezogen. Das Buch endet mit ihrer Heiligsprechung.

Es ist ein wunderschönes Buch, das ich sehr empfehlen kann.

02.04.2012