Ulf Erdmann Ziegler - Nichts Weißes
Ein schöner Roman über die Liebe zu Buchstaben und das Aufwachsen als 68-er Kind mit antiautoritären Eltern. Marleen hat zwei Schwestern und einen Bruder, ihre Eltern sind Grafikdesigner in der Werbebranche und sie hat als Kind die fixe Idee gewonnen, eine perfekte Schrift zu entwickeln, die so unscheinbar ist, dass man sie gar nicht wahr nimmt. Tatsächlich studiert sie dann Kommunikationsdesign (oder so etwas ähnliches) in Kassel und ihr Leben mit dem Studium, den Kommilitonen und einer großen Liebe. Noch während des Studiums geht sie nach Paris zu einer bekannten Typographiewerkstatt und wird dort sehr erfolgreich.
Eingestreut sind Kapitel aus der Kindheit, über ihre Eltern und wie ihr Vater die Familie verlässt. Der Text ist recht minimalistisch, vieles wird nur angedeutet, aber dennoch ist das Buch meist gut verständlich und die Zeitsprünge nachvollziehbar. Der Roman ist modern in der Hinsicht, dass wie bei Knausgard keine Geschichte mit Bogen gespannt wird, sondern in weiten Teilen einfach nur fortlaufend erzählt wird und das über eine eigentlich ganz normale Person. Man kann sich mit Marleen gut identifizieren.
8. Januar 2017